Geschichte

Errichtete man vor dem Ersten Weltkrieg alle nicht im Wirtskreis befindlichen Zelte an der späteren Wirtsbudenstraße, so zeigt ein Projekt von 1928 die Großbauten der Brauereien rund um die gesamte, zum Festbereich gehörige Theresienwiese angeordnet. Ein gewaltiger neuer Wirtszirkel so scheint es, der den immens erweiterten Festplatz durch die Bierzelte umschließen sollte. Die letzte bedeutende Neueinteilung des Festplatzes von 1950 verweist die übriggebliebenen sechs Brauereifestzelte wieder in die Wirtsbudenstraße.

In mehrfach gestuftem Kontur streng neoklassizistisch, schließt das Schottenhamelzelt (1949, Hofbräuhaus) an die geschlossenen, blockartigen Fest(ungs)-Architekturen der 1930er Jahre an. Mittels grüner Girlanden und rautengemusterten Fensterläden leicht volkstümlich angehaucht erstrahlt das Festzelt in Formen die aus der konservativen Architektur bekannt sind. Die 1950er Jahre lassen in der Gestaltung der Zeltfassaden das Suchen nach Gültigkeit in Form und Inhalt erkennen. Auch die Hofbräuhalle nach 1952 bleibt diesem Schema treu.

1955 wird dann die Wirtsbudenstraße an ihrem südlichen Ende, durch einen siebten Großbau, die Halle des staatlichen Hofbräuhauses, ergänzt.

Der jüngste HB-Brauereibau, die Halle des Hofbräuhauses von 1972, bezieht sich in Form und verschiedenen Zitaten auf süddeutsche bäuerliche Architektur. Anders als bei früheren Festhallen betont sie nicht mehr den Eingangsbereich, sondern versteckt die Glastüren unter der blumengeschmückten Galerie, die über die ganze Breite der Firstseite läuft. Das Brauereisignet ist der verglasten Front über der Galerie vorgesetzt. Dabei scheint das Hofbräuhauszelt in seiner modischen Architektur - etwa der gewaltigen, völlig aufgeglasten Giebelfläche - und dem Gehabe einer modernistisch-rustikal umgeformten Alm eher zum Ambiente eines der modernen Wintersportdörfer zu gehören.

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernität, echter Architektur und Kulisse, Schönem und Originellem, Reklame, Kommerz und Gemütlichkeit, Repräsentation und Gaudi, Wirtschaftsmacht und Idylle, von dem auch alle übrigen Wirtsbuden, Bierburgen und Brauereifestzelte seit 1810 in unterschiedlicher Weise bestimmt sind, nimmt der Bau der Hofbräuhalle eine für die Situation der 1970er Jahre durchaus bezeichnende Position ein. Das Hofbräu Festzelt löste damals leidenschaftlich geführte Diskussionen um Geschmacksfragen bei der Gestaltung von Festzelten aus. Im Hofbräu-Zelt trifft man mehr ausländische Festbesucher, als in jedem anderen Festzelt. Nicht zuletzt das Image, welches das Münchner Hofbräuhaus als Inbegriff bayerischer Gemütlichkeit und als unentbehrliches Requisit bayerischer Lebensart gerade in den USA weithin besitzt, mag die Überzahl amerikanischer und australischer Festbesucher im HB-Festzelt erklären.

Von 1980 bis 2011 war Günter Steinberg, der ursprünglich Kaufmann war, und durch seine Heirat mit Margot Jahn, der Tochter des Wienerwald-Chefs Friedrich Jahn, zum Gastronomiegewerbe kam, Wirt im Hofbräu-Zelt. Seit 1970 führte er schon die Wienerwald-Hendlbraterei auf dem Oktoberfest.

1984 ließ Günther Günter Steinberg als erster Wiesn-Wirt eine eigene Schänke aufbauen, in der sich die Gäste die schlecht gefüllten Krüge nachfüllen lassen konnten.

Seit 2011 wird das Hofbräu-Festzelt von der nächsten Generation geführt. Zunächst noch gemeinsam mit ihrem Bruder Friedrich, hält heute Silja Steinberg die Zügel in der Hand und bewirtet mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Eltern die Gäste aus München und der ganzen Welt.